Manifest #1

   utope

 

Manifest#1

20.10.2013

 

Die Kraniche ziehen nach Süden. Oder zieht es sie nach Süden? Ihr Instinkt leitet sie, diese Reise mit all ihren Strapazen auf sich zu nehmen, die Verheißung auf geeignete Lebensbedingungen ist ihr Attraktor, sie müssen sich nicht dafür entscheiden, es ist ihre Bestimmung, ihre alljährliche Reise ist innere und äußeren Notwendigkeit um zu (über-) leben. Die Menschheit und jedes ihrer Individuen ist gerade an einem ähnlichen Punkt. Das profunde Misstrauen, die Enttäuschung und die Erkenntnis gegenüber bestehender Verhältnisse, die einer Raserei des Wahnsinns in die falsche Richtung gleicht mit tödlichem Ausgang: voll und ungebremst gegen die Wand. Die damit verbundene Verunsicherung und Angst ist so groß, dass in den letzten Jahren jedes noch so bis dato unmögliche Ablenkungsmanöver dankbar in Kauf genommen wurde, um sich einzeln oder als Kollektiv abzulenken. Immer, wenn eine Zivilisation kurz vor ihrem eigenen Untergang stand, stand im Gegengewicht die Dekadenz hoch im Kurs. Beispiele dafür gibt es genügend in der Geschichte: die Opfertreppe der Mayas, auf der permanent die Köpfe rollten, die Gladiatorenspiele des antiken Rom, aber auch in der jüngeren Vergangenheit finden sich einige Bespiele wie die Absinthorgien der 20er Jahre zu Zeiten der weltweiten Wirtschaftsdepression. Immer war der Menschheit jedes Mittel recht, um sich im Rausch zu betäuben, nur um nicht die Realität klar zu sehen.

 

Das scheint diesmal anders zu sein. Die Anzeichen der Dekadenz sind allenthalben zu diagnostizieren, sei es die Luxuskreuzfahrt zu erschwinglichen Preisen selbst für nicht Wohlhabende oder ein exorbitanter Marktpreis für ein Kunstwerk, oder auch ein Hebelprodukt des Finanzmarktes, das Gewinne oder auch Verluste vervielfacht, aber weder ein „Hebel“ im physischen noch ein „Produkt“ im metaphorischen Sinne ist. Gerade im öffentlichen Sprachgebrauch der Medien und Politiker wird die Vertuschung und Beschwichtigung der krisenhaften Zustände offensichtlich: mörderische Kriege werden zu chirurgischen Eingriffen, die Klimakatastrophe zum Klimawandel...

 

Zu allen Zeiten gab es Mahner und Warner, Erkenner der Verhältnisse, die als Ketzer gebranntmarkt, gefoltert und getötet wurden, da die Wahrheit immer unbequem ist, war und sein wird. So könnte man der Ansicht sein, dass diese Krise sich in der Reihe der Krisen der Menschheitsgeschichte einreiht, doch diesmal sind die Parameter anders als sonst:

1. es gab noch nie so viele Menschen auf diesem Planeten

und verschärfend:

2. hatten diese Menschen noch nie die Möglichkeit, diesen Planeten so rasant und so unwiederbringlich auszuplündern.

Dieser Tatsachen und Umstände sind sich immer mehr Menschen bewußt und sie beginnen, unabhängig und nicht organisiert, ihr Verhalten und ihr Streben zu verändern: weltweite Trends sind beispielsweise, dass Arbeiten für Geld immer unattraktiver wird und stattdessen das Arbeiten für Sinn immer erstrebenswerter erscheint: ganze Gruppen bauen ihre Lebensmittel in das er Stadt selbst an, Dinge selber machen hat Hochkonjunktur, Dinge und Wissen zu teilen statt wettbewerbsmäßig zu privatisieren und zu verteidigen wird hoffähig. Kurz: die Menschheit und ihre Individuen beginnen die Herausforderungen der Zukunft anzunehmen und wagen den Übergang in ein neues Zeitalter, es ist die Morgendämmerung von gegenseitiger Unterstützung, psychologischer Anteilnahme, die Abkehr vom Paradigma des Egoismus, Gewalt, Neid, Hass und Gier, die als die Triebfedern des jetzigen Übels überführt sind.

 

Es ist die Stunde von utope:

utope ist ein Begegnungs- und Austauschzentrum für alle Menschen, die sich den Herausforderungen dieser Zeit bewusst sind, die alte „Bremsbacken“ von Erziehung und gesellschaftlicher Prägung hinter sich lassen wollen und dem Rad aktiv in die Speichen greifen möchten. Sich im Klaren darüber, dass wir die großen Probleme nur lösen werden, wenn wir Traditionen und Sinnvolles, bis jetzt von der Menschheit erarbeitetes Wissen mit Phantasie und Kreativität kombinieren müssen, schafft utope die Plattform für die Keime der Zukunft: Entlang von simplen Grundfragen wächst durch gegenseitige Inspiration der Menschen die Klarheit für eine Geisteshaltung, die die Gruppen und die Individuen befähigt, beständig an einer nachhaltigen Welt zu arbeiten:

Die Fragen sollen sein:

Wer bin ich?

Wer bist du?

Was will ich?

Was willst du?

Es geht um Utopien im weitesten Sinne, es geht um lebbares, verantwortbares und verhältnismäßiges Leben, dabei immer um alle und darin um mich und dich als kleinste untrennbare Einheit.

 

Wie sieht utope in der Praxis aus?

Kleingruppen zwischen 5-10 Menschen leben einen vorher definierten Zeitraum an einem Ort zusammen, um sich aneinander zu reiben, zu treiben, zu inspirieren, zu imaginieren und auch ganz praktisch zu organisieren: Essen zubereiten, abwaschen, Nahrung anbauen, ernten, verarbeiten, Behausung bauen, immer organisiert als Blitzlicht auf mein Grundbedürfnis, gestaltet nach den Parametern der Nachhaltigkeit und alten Vorbildern als „Fenster zur Zukunft“, als gelebte Ausschnitte einer wünschenswerten Welt, der Utopie. Alle Gruppenprozesse orientieren sich immer auch am Individuum mit der zentralen Frage an dich: „Wer bist du?“Durch diese permanente Resonanz deiner Person in der Gruppe wirst du dir deiner Selbst bewusst, bringst deine Flügel zu Entfaltung, von denen du nicht einmal gewagt hattest zu hoffen, dass sie existieren. Zur Stimulierung von Bewegungen werden gezielt sich unbekannte Personen gemischt, in „lifeshops“ statt in workshops episodenhaft trainiert und in „what-if?“-Runden imaginiert. Der Tagesabauf wird so zwischen reproduktiven und schöpferischen Tätigkeiten austariert, dass kindliche Freude am Tun ausgelöst wird, Stress und Ermüdung vermieden und vor allem Platz für eines ist: Dich und deine Utopien.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Tobias Hildebrandt (Montag, 28 Juni 2021 20:34)

    Geil!